Facetten des Erinnerns

Because the exhibition was held in Hamburg, the following captions and texts are written in German. The photos are documenting the work on Ni Shaofengs exhibition “Facets of memory”.

Kaum beachtet von der breiten Öffentlichkeit jährte sich 2016 der Beginn der chinesischen “Großen Proletarischen Kulturrevolution” zum 50. Mal. Der Maler Ni Shaofeng nahm dies zum Anlass, die Erinnerung an die Kulturrevolution zu problematisieren und zum Gegenstand eines Kunstprojekts zu machen. Dazu eigneten er und sein Künstlerfreund Deng Huaidong sich staatliche Propagandafotos aus der Zeit der Kulturrevolution an, welche die Erinnerungen an jene Zeit noch immer maßgeblich beeinflussen. Indem sie diese Fotos in Tusche und Öl gerade nicht reproduzierten, sondern verfremdeten, stellten sie den glänzenden Produkten totalitärer Politik individuelle Alternativen entgegen.

Ich hatte das Glück die Arbeit an der Ausstellung fast komplett mit der Kamera begleiten zu können, deshalb bin ich in der Lage hier selber Material zur Erinnerung vorzulegen. Im Verlauf der Arbeit an der Ausstellung wurde deutlich, dass es für den Erfolg eines Kunstprojektes nicht nur auf die Qualität einer kreativen Idee und ihrer Umsetzung ankommt, sondern vor allem auf das Erreichen von öffentlicher Sichtbarkeit. Ich hoffe hiermit einen Teil dazu beitragen zu können, dass die Sichtbarkeit des Kunstprojekts “Facetten des Erinnerns” langfristig gewährleistet ist.

Da ich die Ausstellung ursprünglich “nur für mich” dokumentiert habe, während ich gleichzeitig Ni Shaofeng praktisch unterstützt habe, fehlen sowohl einige besondere Momente wie die Vernissage, als auch viele Personen, die ihren Teil zum Gelingen der Ausstellung beigetragen haben. Ich bitte darum dies zu entschuldigen, der Grund hierfür ist allein in den Arbeitsumständen zu suchen und stellt keine Wertung meinerseits dar. Weitere Fotos vom Aufbau der Ausstellung und der Vernissage sind auf der offiziellen Homepage des Projekts zu finden. Auch die Kunstwerke selbst lassen sich mit körnigem Film nicht angemessen reproduzieren, dies leistet der Ausstellungskatalog, der im OSTASIEN Verlag erschienen ist.

Der verwendete Film ist FOMA Fomapan 400, belichtet mal in einer Pentax Spotmatic mit Super Takumar 1:2/35, mal in einer Pentax MX mit SMC Pentax-M 1:2/35. Der Film wurde in Rodinal 1:50 entwickelt und danach digitalisiert. Sparsame Grauwertkorrekturen und Spotting wurden mittels Adobe Lightroom vorgenommen.